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PRIESTEWITZ, TUTTLINGEN - Die meisten 14- bis 15-Jährigen gehen gewöhnlich zur Schule, wohnen bei Mutti und arbeiten auf einen Abschluss hin. Anders sieht die Situation bei den Jugendlichen in der Wohngruppe auf dem Hof Dallwitz in Priestewitz aus. Dort leben sieben junge Menschen, deren Vergangenheit von Drogen- und Alkoholmissbrauch gezeichnet ist und die nach Entzug und Klinikaufenthalt nun im Betreuten Wohnen wieder an einen normalen Alltag herangeführt werden. Dazu gehört auch Bildung.

"Mit einem solchen Hintergrund ist es schwer, die Jungs und Mädchen einfach wieder in eine normale Schule zu schicken. Die Motivation fehlt und die Gefahr, dass sie in alte Muster zurückfallen oder an schlechten Umgang geraten, ist zu groß", sagt Eckard Mann, Pädagoge und Geschäftsführer der Radebeuler Sozialprojekte, zu denen die Wohngruppe in Priestewitz gehört.

Nicht alle Bewohner auf dem Hof Dallwitz sind schulpflichtig, drei von ihnen müssen aber noch pauken. Was also tun, wenn der Staat den Besuch einer Bildungseinrichtung fordert, dadurch der Therapieerfolg aber maßgeblich gefährdet wird? Dafür haben die Radebeuler Sozialprojekte seit letztem Oktober eine Lösung gefunden. Mit Hilfe des Virtuellen Klassenzimmers von Mutpol, einem Projekt der Diakonischen Jugendhilfe aus Tuttlingen, können die Sieben- und Achtklässler - Sophie, Hans und Chantal - während ihres Aufenthalts in Priestewitz die Schule besuchen - über das Internet.

Von Montag bis Freitag sitzen sie vier Stunden lang am Computer in ihren Lernzimmern - ohne Lehrer zwar, aber mit einem Betreuer der Wohngruppe. Die wirklichen Lehrer arbeiten von Tuttlingen aus. Sie verschicken Aufgaben und Arbeitsblätter via E-Mail, geben Hinweise, kontrollieren und benoten die Arbeit ihrer Schüler. Bei Unklarheiten sind sie telefonisch oder über ein Chatprogramm erreichbar. Auf diese Weise können auch Klassenarbeiten und Leistungskontrollen durchgeführt werden. Eine Bezugsperson vor Ort stellt sicher, dass auch alles mit rechten Dingen zugeht und nicht zuletzt motiviert sie die Jugendlichen zum Weitermachen. So geht Schule von zu Hause aus.

Weil auch ein virtuelles Schuljahr irgendwann ein Ende hat, gab es am Dienstag Halbjahreszeugnisse für die drei Übergangs-Priestewitzer, die aus Dresden und Umgebung stammen. Zu dem Anlass waren die Internet-Lehrerinnen Ute Häcker und Verena Pustlauk zusammen mit Schulleiter Volker Schmidt zu Besuch in der Wohngruppe. "Meine Mutti hat noch nie so ein gutes Zeugnis von mir bekommen", freute sich die 15-jährige Sophie, die durch das Programm die achte Klasse besuchen kann. Das Zusammenkommen war durchaus positiv, berichtet Eckard Mann: "Durch das virtuelle Klassenzimmer bleibt der typische Frust der Schüler den Lehrern gegenüber aus, man kennt sich ja eigentlich nicht. Deswegen hat bei dem Treffen dann die Neugierde überwogen."

In der Wohngruppe bleiben die Jugendlichen höchstens eineinhalb Jahre. Regelmäßig wird in dieser Zeit geprüft, ob sie bereit für ein eigen-ständiges Leben und somit einen Auszug sind. Mit der Schule über das Internet können sie in dieser Zeit ihren Haupt- oder Realschulabschluss machen. (Ch. Heiduck)

Im Internet sind die Radebeuler Sozialprojekte unter www.rasop.de zu finden.


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