• Herzlich Willkommen bei Mutpol
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TUTTLINGEN - Laut einer UNICEF-Studie zum Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen in Industrienationen sind die äußeren Lebensumstände wie wirtschaftliche Lage, Gesundheit und Bildung für die Jugend in Deutschland sehr gut. Auch das Rauchen sowie der Alkohol- und Cannabiskonsum sind stark zurückgegangen, die Gewaltbereitschaft ist besonders niedrig. Dennoch ist jeder Siebte der Befragten im Alter von elf bis 15 Jahren mit seiner aktuellen Lebenssituation unzufrieden. Wir haben Mädchen und Jungen aus Tuttlingen gefragt, wie es bei ihnen steht.

Keiner der Befragten bezeichnete sich als unglücklich, aber die Jugendlichen konnten einige Gründe aufzählen, weswegen dies bei Altersgenossen anders aussehen könnte. Joshua (13) meinte: "Bestimmt haben viele Schwierigkeiten in ihrer Familie oder werden in der Schule gemobbt." Auch Melanie (15) sah familiäre Probleme als einen Hauptgrund, "oder ihre Lebenssituation, wenn die Eltern arm sind und sie Neid gegenüber anderen Jugendlichen mit reichen Eltern haben, die denen alles kaufen, was sie wollen". David (13) glaubte ebenfalls, dass finanzielle Sorgen und "wenn man in der Schule unbeliebt ist" eine große Rolle spielen. Ana-Maria (14) hielt auch das Umfeld für eine mögliche Belastung, "wenn jemand in der falschen Umgebung und mit den falschen Freunden aufwächst". Ganz konkrete Probleme benennt Kira (15): "Viele wären gern älter, besser in der Schule oder hätten gern einen Freund beziehungsweise eine Freundin."         

Manche der genannten Sorgen waren solche, mit denen sich wohl jeder Teenager in der Pubertät herumschlagen muss, die zum Heranwachsen einfach dazugehören. Andere, wie die finanzielle Problematik, zeigten, dass Deutschland trotz allgemeinen Wohlstands in puncto Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen noch mehr unternehmen muss. Das bestätigte auch Dieter Meyer von Mutpol (siehe unten).

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TUTTLINGEN - Wir haben auch Dieter Meyer zu der UNICEF-Studie befragt. Als Gesamtleiter von Mutpol, der Diakonischen Jugendhilfe in Tuttlingen, setzt er sich täglich mit akuten Problemen von jungen Menschen auseinander.  

SZ: Welche Gründe könnte es für die Diskrepanz zwischen den objektiven Lebensumständen und der subjektiven Zufriedenheit der Jugendlichen in der Studie geben?        

Dieter Meyer: Ich denke, dass es etwas mit der persönlichen Sichtweise und Zukunftsperspektive zu tun hat. Natürlich ist es nicht einfach, eine Antwort auf diese Frage zu finden, aber die Zahl der Unglücklichen ist alarmierend, das sollten wir ernst nehmen und uns detaillierter damit beschäftigen.    

SZ: Welche Probleme beschäftigen die Jugendlichen, die zu Mutpol kommen?   

Meyer: Es handelt sich um junge Leute, die Schwierigkeiten haben und deswegen Schwierigkeiten machen. Sie haben oft keine verlässlichen Bindungen und extrem schwierige Startbedingungen, einen brüchigen Zugang zu Bildung und familiäre Probleme, die zuhause nicht lösbar sind. Deshalb brauchen sie unsere Unterstützung. 

SZ: Was können Sie bei Mutpol tun, um diese Probleme zu lösen?           

Meyer: Wir verstehen uns als Sprachrohr für die Schwierigkeiten junger Menschen beziehungsweise derer Familien. Wir müssen diese Probleme transparent und öffentlich machen, ohne dabei auf Schuldsuche zu gehen. Ein wahrnehmbares Bild für die Öffentlichkeit zu skizzieren, das sehen wir als unseren Auftrag. Natürlich geht es auch darum, konkret in Einzelsituationen die besten Perspektiven zu finden.      

SZ: Und wie klappt die Interaktion mit den Tuttlinger Bürgern?    

Meyer: Wichtig ist uns, für die Nachbarn ein offenes Haus zu haben, damit alle sich darüber bewusst werden können, welche Zustände es auch bei uns gibt. Sehr gut finde ich außerdem, dass das Kinderdorf und Mutpol sich nicht mehr abgelegen von der Stadt befinden, wie in den 60er-Jahren, sondern von ihr aufgenommen wurden. Das gibt den Jugendlichen das Gefühl, nicht außerhalb der Gesellschaft zu stehen.


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