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TUTTLINGEN – Schüler der Gotthilf-Vollert-Schule für Erziehungshilfe pflegen Gebiete des Naturschutzbunds (Nabu) in Tuttlingen. Das Schulprojekt ist eine Kooperation mit dem Nabu und dem Landratsamt und besteht seit zweieinhalb Jahren.

 

Wildwuchs ade: Die Schüler der Gotthilf-Vollert-Schule pflegen gemeinsam mit ihrem Lehrer Thorsten Pfeiffer (hinten links mit Helm) heimische Biotope in Tuttlingen und Umgebung  Foto: Christina Schaffelke


Ein Gestrüpp aus kahlen Ästen und verdorrten Zweigen wandelt den festgetretenen Waldboden am alten Donauarm im Koppenland entlang. Zwei blaue Hosenbeine blitzen unter dem Gestrüpp hervor. Der getrocknete Schlamm an den Arbeitsschuhen bekommt immer mehr Risse, je näher der wandelnde Waldschrat einem blauen Container kommt. Abrupt stoppt er ab. Die Äste fliegen in den Container, zurück bleiben die blauen Hosenbeine – jetzt mit einem Jungen oben dran. Kai klopft seine Hände ab. Feine Stückchen einer Baumrinde rieseln wie Mehl von seinen Händen als der Zwölfjährige wieder hinter den Sträuchern verschwindet.

Er wuchtet sich ein weiteres Bündel Äste vor die Brust, das ihm sein Mitschüler Claudio mit dem Rechen portionsgerecht aufgestapelt hat. Neben ihm bearbeiten Lukas und Gianluca abgesägte Baumteile mit der Heckenschere. Die Arbeitsschritte der Schüler greifen wie Zahnräder ineinander – eins ins andere.

"Ich bin halt ein Schaffer und packe gerne an.
Das macht mehr Spaß als normaler Unterricht",
erzählt Kai, Schüler an der Gotthilf-Vollert-Schule.

Für seinen Lehrer Thorsten Pfeiffer, der zugleich Tuttlinger Nabu-Vorsitzender ist, ist genau das der Antrieb: "Die Jugendlichen profitieren ungemein von diesem Projekt. Sie setzen nicht nur das um, was sie im Biologieunterricht theoretisch lernen, sie wachsen auch als Klasse eng zusammen."

Vier Wochen lang findet der Unterricht draußen statt

Die Schüler übernehmen ab der siebten Klasse drei Jahre lang die Patenschaft für Naturgebiete und verlagern ihren Unterricht von Frühjahr bis Herbst drei bis vier Schulwochen nach draußen. Dafür erhält die Klasse Pflegegeld vom Landratsamt, mit dem sie sich einen Ausflug am Schuljahresende selbst verdient. Ohne dieses Projekt könnte der Nabu die Pflegemaßnahmen für seine sieben Hektar Naturfläche auch kaum mehr stemmen, da dem Verein der Nachwuchs fehlt. Auch das Landratsamt profitiert: Die Riedwiesen werden zuverlässig gemäht und die Biotope geschützt.

"Ich hatte noch nie etwas mit Natur und Wald zu tun. Jetzt sehe ich, wie ich selbst die Natur schützen kann", bestätigt Schüler Gianluca. Ein besonderes Erlebnis für die Klasse waren die Arbeiten im Ried zwischen Wurmlingen und Weilheim. Die Schüler haben dort einen Teich freigeschnitten, der sonst zugewachsen wäre. Für die Frösche hätte dies fatale Folgen gehabt: Sie hätten nicht mehr laichen können.

Am Donauarm bewahren sie die Lichtungen vom Wildwuchs, so dass die Artenvielfalt an Pflanzen erhalten werden kann. Das strengt an: Tim keucht. Er traktiert ein Bündel Zweige mit der Mistgabel, seine Wangen sind gerötet. Aber seine Augen strahlen. Für Lehrer Pfeiffer ist das Bestätigung: "Im Unterricht leiden manche Schüler unter Versagensängsten, hier können sie ihre Stärken zeigen."

 
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