• Herzlich Willkommen bei Mutpol
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TUTTLINGEN - Weihnachten steht vor der Tür - das Fest, das traditionell im Kreise der Familie gefeiert wird. Doch nicht jeder hat eine Familie. So die 16-jährige Jacqueline und der 14-jährige Benny, die seit dem Kleinkindalter in Heimen leben. Das Fest verbringen sie bei der diakonischen Jugendhilfe Mutpol, wo sie mittlerweile ein neues Zuhause gefunden haben. "Nö, Singen werde ich auf gar keinen Fall", Benny schiebt seine Kakaotasse ein Stück von sich weg und schüttelt demonstrativ den Kopf. Auch Jacqueline ist ganz seiner Meinung: Singen sei doof, meint die 16-Jährige. Betreuer Uli Bosch bleibt geduldig - auch wenn bis jetzt noch nicht viele seiner Vorschläge bei den beiden Jugendlichen Gehör fanden. Selbst für den gemeinsamen Besuch eines Krippenspiels kann er die beiden nicht begeistern. Benny hat klare Vorstellungen, wie er Weihnachten feiern möchte: Bratwurst mit Kartoffelbrei soll es geben, danach will er unter dem Weihnachtsbaum Geschenke auspacken. Eine Bushido-CD und ein ferngesteuertes Auto hat er sich gewünscht. Jeder soll zufrieden sein. Die drei sitzen in Haus 7, einer der Wohngruppen der diakonischen Jugendhilfe Mutpol. Hier lebt Jacqueline gemeinsam mit fünf anderen Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren. Benny wohnt im Haus nebenan. Zusammen mit ihrem Betreuer wollen sie das gemeinsame Christfest planen, das aus einer bunt zusammen gewürfelten Gruppe bestehen wird. Denn neben einer weiteren Jugendlichen aus einer Außenwohngruppe Mutpols für Mädchen mit Gewalt- und Missbrauchserfahrungen wird Uli Bosch auch seine Familie mitbringen: die Freundin, die dreijährige Tochter und den Hund. "Ich möchte, dass wir das Fest so feiern, dass jeder zufrieden ist", sagt der Sozialpädagoge. Für ihn ist es das erste Weihnachten, das er bei Mutpol feiert. "Eines ist sicher: Für mich wird es auf jeden Fall ein ganz besonderer Arbeitstag." Ein ganz besonderer Tag wird es für Jacqueline und Benny nicht. Weihnachten sei zwar ganz okay, meinen die beiden, "vor allem, weil man Geschenke auspacken darf". Doch ist es für sie zugleich auch immer die Zeit, in der ihre Freunde und Mitbewohner ihre Sachen packen und zu ihren Familien fahren. In der die beiden dann zu den wenigen gehören, die in Häusern zurückbleiben, die sonst von Leben erfüllt sind. Auch wenn man endlich mal ein paar Tage Ruhe hat: "Es ist schon immer komisch, wenn die anderen heimfahren", sagt die 16-Jährige. Die meisten Weihnachtsfeste ihres Lebens haben die beiden Jugendlichen in Heimen verbracht. Mit eineinhalb Jahren holte das Jugendamt Jacqueline aus ihrer Familie. Die Mutter starb früh, der Vater konnte die Verantwortung nicht tragen. Oder er wollte nicht. Heute hat sie kaum noch Kontakt zu ihm: "Er hat kein Interesse an mir", sagt sie und zuckt die Schultern. Auch Benny sieht seine Familie nur selten. Seit er vier Jahre alt ist, lebt er im Heim. Neues Zuhause bei Mutpol. Bei Mutpol haben die beiden ein neues Zuhause gefunden. Jacqueline besucht dort das Sonder-Berufsvorbereitungsjahr (BVJ). Neben der Schule arbeitet sie derzeit an drei Tagen in der Woche als Praktikantin im Markant-Markt in Neuhausen - ein Bestandteil der einjährigen Ausbildungszeit. Reale Arbeitssituationen sollen so trainiert werden - nicht immer macht Jacqueline das Spaß, auch wenn sie tapfer durchhält. "Das schlimmste ist das frühe Aufstehen", verrät sie. Benny geht noch zur Schule. Der Achtklässler wird in einer Intensivgruppe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche unterrichtet, für die es bei Mutpol 18 Plätze gibt. Wichtig ist es Betreuer Uli Bosch, den beiden ein schönes Weihnachtsfest zu bieten. Aufmerksam hört er sich Bennys Vorschlag an, den Christbaum im Wohnzimmer aufzustellen und erst nach dem Essen ins Weihnachtszimmer zu gehen. Gerne lässt er sich auch von Jacqueline überstimmen, das Fest in ihrer Wohngruppe zu feiern, anstatt in der von Benny. Zu einer Idee konnte er die beiden jedoch trotz anfänglicher Proteste auch überreden: zum Wichteln.


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